Montag, 30. April 2012

Mulapen - Pferdeköpfe am Giebel

Wenn man durch Norddeutschland fährt, dann hat man sie schon öfter bei den mit Reet gedeckten alten Bauernhäusern gesehen: die Pferdeköpfe am Giebel...

Mulapen im Morgenlicht

Warum Mulapen? Dieses Wort bedeutet nichts anderes als "Maul offen" und ist ein gängiger Begriff im regionalen Sprachgebrauch. Warum aber dieser ungewöhnlicher Giebelschmuck? Zunächst einmal muss man die Gebäudetypen erwähnen: Die Hallenhäuser waren Bauernhäuser in einer Kombination aus Stall und Wohnhaus, so dass Tier und Mensch ein Dach teilten. Jedoch hatten diese Häuser noch keinen Schornstein und so musste der Rauch der Feuerstellen über das "Eulenloch" an der Giebelseite abziehen. Hier ein Hallenhaus (mittlerweile mit Schornstein), welches gerade einem Reet-Austausch unterzogen wird...

Hallenhaus mit Schronstein

Um Dämonen keinen Einlass in das Haus zu gewähren und sie abzuschrecken, brachten die Bauern in früheren Zeiten echte Pferdeköpfe am Giebel an. Diese alte Tradition hat sich über die Jahrhunderte gehalten, mit dem Unterschied, dass nun ein Holzschmuck als Symbol verblieben ist: Die Pferdeköpfe mit dem Kopf nach außen schauend (sehr selten nach innen) und mit dem offenen Maul, Mulapen eben...

gekreuzte Köpfe und das Eulenloch

Diese Tradition hat sich erhalten und ist ein typisches Beispiel für die Architektur auf dem Lande. Immer wieder fallen sie Gästen und "Erst"-Besucher der Region rasch auf, sind sie doch schon von Weitem zu sehen und die Fragen nach Sinn und Zweck sind rasch gestellt. Die Antwort ist rasch zur Hand:
Früher dienten sie mehr dem Zwecke, heute sind sie eher Schmuck...

Mulapen im Wolkental

Für mich sind sie in erster Linie ein interessantes und immer gern gewähltes Motiv, dass ob nun fotografiert und "nur" betrachtet stets eine innere Ruhe der Häuser ausstrahlt, denn obwohl das Pferd ein Fluchttier ist, erscheint mir dieses Symbol auf den Dächern der wohlgeformten Bauernhäuser eher für Beständigkeit als für Flucht zu stehen. Leider hält die Landflucht weiter an und viele alte Hallenhäuser sind schon verfallen bzw. abgerissen. Dennoch finden sich Liebhaber, die mit viel Mühe und Zeit wieder Leben in die Häuser bringen. Und meist sind es auch die Vögel, die sich zwischen Reet, Holz und Lehm zu Hause fühlen...

im Angesicht des Pferdes



Freitag, 27. April 2012

Herbizide und Co

Bei schönem Wetter und geringem Wind sind die Bauern im Frühjahr besonders häufig mit ihren Spritzen unterwegs, um dem Unkraut und den Insekten keine Chance zu geben...

chemische Dusche für den Winterweizen

Der Begriff Pflanzenschutzmittel führt manchmal ein wenig in die Irre. Geht es doch darum die Monokultur nicht nur vor lästigen Tieren/Insekten (mit Hilfe von Pestiziden und Bioziden), sondern auch vor anderen Pflanzen (mit Hilfe von Herbiziden) zu bewahren; sprich vor dem Unkraut...noch ein Unwort. Dieser Sprachgebrauch formt eine deutliche Aussage: Hier geht es um Gut gegen Böse...

natürliche Wolken - giftige Wolke

Die Liste der eingesetzten Mittel und Produkte ist lang und für den Laien nicht zu erfassen. Ausgefallene Namen geben dem Bauern zumindestens ein "utopisches" Gefühl. Denn wer würde nicht gerne einmal "Atlantis" oder "Broadway" auf seinen Feldern verteilen wollen...BASF ist ganz weit vorn mit ihren Produkten und mit Namen wie "Osiris", "Kelvin" oder "Biathlon"...

Screenshot - BASF-Homepage

Durch den massiven Einsatz von Herbiziden und Pestiziden ist die Artenvielfalt der Wiesen und Felder bedroht, da viele Pflanzen zurückgedrängt werden oder vollständig verschwinden. Pflanzen von denen bestimmte Insektenarten abhängig sind, die somit auch ihren Lebensraum verlieren. Dennoch und gerade im Raps (das sogenannte schwarze Gold) wird kräftig zugelangt...

Chemie für den jungen Raps - kurz vor der Blüte

Probleme bringt dies aber im Besonderen für die Bienen. Der immer stärkere Einsatz von Insektiziden schwächt, vergiftet und tötet ganz Völker. So ist in den letzten Jahren ein weltweites Bienensterben zu beobachten. Dabei sind die Bienen die Grundlange für unsere Ernährung, sorgen sie doch mit der Befruchtung der einzelnen Pflanzen für den Ertrag...Und ohne Bienen gibt es keine Befruchtung und damit auch keine Frucht. Eigentlich eine kinderleichte Formel, sollte man meinen, aber die Chemiekonzerne tun sich schwer mit diesen einfachen Naturgesetzen. Da kann man doch nur auf den gesunden Menschenverstand jedes einzelnen Bauern hoffen...oder nicht?

flächendeckender Einsatz

Dienstag, 17. April 2012

Fundstücke

Habe ich mich im Winter doch eher eingeschränkt bewegt, so sind mit dem schönen Wetter meine Kreise wieder größer geworden und ich habe bei meinen Spaziergängen vor und während der Osterzeit so manche kuriose Entdeckung gemacht.
Hier eine von den Nachbarskindern angelegte Sammelstelle für ihr kleines Hab und Gut...

Spuren des Menschen als Sammler

Ihre Behausung ist in ständiger Veränderung. Dinge verschwinden und dafür kommen neue Sachen hinzu. Doch auch außerhalb des Dorfes, verbirgt sich zwischen den Bäumen der Wälder die eine oder andere Merkwürdigkeit...

hungriger Waldboden

Nicht nur Gegenstände aus dem Haushalt, wie hier aus der Küche, sondern auch einst geliebte und wahrscheinlich jetzt verschmähte Tierchen scheinen sich im Wald wohl zu fühlen...


Kafkas "Verwandlung" mal anders

Dieser tote Käfer ist genauso unachtsam der Natur überlassen worden wie diese Fliesen, die sich schon ganz gut eingegraben, also eingelebt haben...

harter oder weicher Boden?

Manchmal scheint es, als möchte der Mensch seine Spuren nicht verwischen, sondern sogar im Gegegnteil ganz besonders viel Aufmerksamkeit erregen. Bisweilen versteckt er seine Lebenszeichen nauch unter der Erde und nicht nur oberflächlich. Aber auch ein einst vergrabener Schlüssel, wird irgendwann vom fleißigen Maulwurf wieder ans Tageslicht befördert...

alter Schlüssel - wo ist das dazugehörige Schloss?

Doch so, wie die Schlüssel - ob nun gewollt oder ungewollt - verloren gehen, verschwinden mit ihnen auch die dazugehörigen Häuser. Zuweilen bleibt sogar nicht mehr übrig als ein letzter Teil einer Grundstücksbegrenzung...

...bis die letzten Grenzen fallen

Freitag, 6. April 2012

Der Einzug

...und mich zieht es von Nest zu Nest...

Im Rahmen meines aktuellen Projektes "Zimmer mit Aussicht" - Fotos, Filme und Texte rund um das Thema Nest -  habe ich heute den ersten kleinen Film mit dem Titel "Der Einzug" gefertigt...





Obwohl es durch das Sonnenlicht in der Aufnahme relativ warm aussieht, war es in Wirklichkeit sehr kalt. Heute morgen lag sogar noch Raureif auf den Wiesen, aber ich wollte unbedingt barfuß bei der Aufnahme sein...

ein Nest zu meinen Füßen

Aber ich war so konzentriert auf die Arbeit und im Grunde ja auch ständig in Bewegung, so dass ich erst nach den Aufnahmen merkte wie kalt meine Füße wirklich waren. Glücklicherweise gab es am Drehort keine Störungen und so konnte ich in Ruhe mehrere Varianten drehen. Die Aufnahme entstand zwischen den verwachsenen Apfelbäumen der Parkanlage eines halb verlassenen Gutshauses...

die Apfelbäume und ihre schweren Äste

Ich bin kein Feind von großen Symbolen, aber auch wenn heute Karfreitag ist, muss man nicht unbedingt ein Kreuz schultern. Ein Nest reicht manchmal schon aus...

ein mobiles Zuhause für den "Scharlatan"

Zudem kann ein wenig Besinnung in dieser haltlosen Zeit ja auch kaum schaden. Und wenn man die Gedanken in einem Nest unter freiem Himmel ordnet, ist das dem Wohlbefinden sicher zuträglich. Denn gegen Orientierungslosigkeit hilft stets die Einkehr: geistig wie auch räumlich...

das Nest und sein Bewohner